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Die Namen an den Wänden

Wikimedia

Limburg 1940-1945,
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Die Widerstandsfamilie Cremers

296 - Jean J. Cremers
Jean J. Cremers


Wielke Cremers


Gerda Cremers

Annie Cremers

Es gibt zahlreiche Beispiele für widerständige Familien, auch in Limburg. Es handelt sich um Familien, in denen eine bestimmte Haltung normal war, auch bei denjenigen, die selbst nicht aktiv am Widerstand beteiligt waren. Diese Haltung hatte/hat als Hauptmerkmal einen unabhängigen Blick auf die Welt und ein gut ausgeprägtes moralisches Empfinden. Einige werden dann aktiv, da sie sich von ihren Familien stillschweigend unterstützt wissen. Weil ich selbst aus einer solchen Familie stamme, nehme ich sie als Beispiel, ohne zu behaupten, dass die sie besser oder mutiger oder was auch immer als die anderen waren. Ich beschreibe hier die Familie meiner Mutter und ihres Vaters, die Familie Cremers aus Voerendaal. Dort war es offenbar selbstverständlich, Menschen in Not zu helfen, auch wenn man sich selbst damit in Gefahr brachte. Die Widerstandsfamilien waren aus diesem Holz geschnitzt.

  1. Der erste Cremers, der, soweit bekannt, Menschen auf der Flucht half, war Jean Cremers. Er half während des Ersten Weltkriegs dass belgische und französische Flüchtlingen in Valkenburger Hotels untergebracht wurden. Er hat zwei Dinge davon übrig behalten:

    • Ein Orden des belgischen Königs „für die Hingabe, die er in den Werken des Kriegs bewiesen hat“. Siehe Urkunde
    • Die Spanische Grippe.
      Dies war die größte Pandemie, die es je gab. Sie forderte laut WHO zwischen 20 Millionen und 50 Millionen Menschenleben. Sie wurde von den Soldaten und anderen Menschen verbreitet, die nach dem Krieg nach Hause kamen. Viele waren natürlich sehr geschwächt. Und Jean hat es auch erwischt. Wahrscheinlich wegen seiner Flüchtlingsarbeit, bei der er mit vielen Menschen zu tun hatte. Er überlebte, erlitt aber eine dauerhafte Behinderung, wurde früh pensioniert und alterte schnell.
      Die Symptome ähnelten denen von Parkinson. Heute ist diese Pandemie fast vergessen. Wie lange würde es dauern, bis die Leute sagen: Corona, was ist das noch mal?
  2. Gerda Schunck-Cremers unterstützte ihren Mann nicht nur beim Aufbau des Tierheims Valkenburg. Zuvor hatten sie und die Frauen der Katholischen Aktion und des Elisabethvereins an einer Suppenküche für Kinder gearbeitet, um der deutschen Winterhilfe zuvorzukommen. Sie taten dies in aller Offenheit. Obwohl die Deutschen alle karitativen Organisationen außer ihrer Winterhilfe verboten hatten, war diese angeblich völlig privat. Auch Bauern aus der Umgebung beteiligten sich. Um so etwas aufzubauen (Suppenküche und später die Hilfe für Untergetauchte), muss man viele Leute kennen. Mein Vater war erst durch seine Heirat von Heerlen nach Valkenburg gekommen. Er hätte das nie geschafft ohne seine Frau und besonders auch ohne seinen Schwiegervater, der als Lehrer und als Mitglied in mehreren Vereinen viele Menschen kannte.
  3. Auch ihre Schwester Wielke Cremers beteiligte sich am Widerstand. Leider starb sie 1950 an den Folgen einer Krankheit. Sie leistete Kurierdienste, und zwar alles mit dem Fahrrad. Damals war es noch eine reine Männergesellschaft. Aber die Kurierarbeit musste von Frauen erledigt werden, denn vor allem gegen Ende des Krieges konnten sich die meisten Männer nicht mehr auf der Straße zeigen, weil sie dann verhaftet und zum Arbeitseinsatz in Deutschland herangezogen würden. Außerdem wurden Frauen von den meisten Männern zu dieser Zeit nicht für fähig gehalten, überhaupt Widerstand zu leisten. Eine Frau auf einem Fahrrad mit einer großen Tasche war eine Hausfrau, die einkaufen war, mehr nicht. Nicht nur die deutschen Soldaten dachten so und ließen die Frauen deshalb in Ruhe. Auch viele Widerstandsmänner hatten ein Problem damit, wenn Frauen mehr als nur Kurierdienste leisteten.
  4. Annie Cremers war eine Nichte von Jean. Nachdem sie ihr MULO-Diplom erhalten hatte, begann sie 1940 in der Bäckerei ihrer Eltern zu arbeiten. Doch schon bald wurde sie gebeten, für das Zuteilungsamt in Valkenburg zu arbeiten. Von wem oder durch wessen Vermittlung? Das lässt sich nicht mehr mit Sicherheit nachvollziehen, aber wer sonst hätte dahinter stecken können als ihr Onkel Jean, der wusste, dass ein kluges und zuverlässiges Mädchen in Voerendaal für die bevorstehenden schlechten Zeiten genau die richtige war? Schließlich hatte Jean bereits im Ersten Weltkrieg in den damals neutralen Niederlanden Flüchtlingen geholfen. Im nunmehr besetzten Land würde dies noch schwieriger werden. Als die Besetzung andauerte und immer mehr Menschen untertauchen mussten, begannen Annie und zwei andere Beamte tatsächlich zu schummeln. Sie klauten zum Beispiel Rationsmarken, während der Direktor wegschaute. Und wer hat wohl die Rationierungsmarken und -karten vom Amt zum Subdistriksleiter gebracht? Annie besuchte damals oft ihre Tante und ihren Onkel, schreibt ihre Tochter. Ja, ganz gewöhnliche Familienbesuche.
    Ihr Onkel und ihre Tante wussten wahrscheinlich nicht genau, was Annie für Briefumschläge für Pierre mitbrachte, wenn es denn so gelaufen ist. Aber wir können davon ausgehen, dass sie das dann auch gar nicht wissen wollten. Dass man nur an dem Glitzern in Jeans Augen erkennen konnte, dass er es immer noch für eine gute Idee hielt, Annie dort einen Job verschafft zu haben.
    Siehe auch Der Überfall auf das Zuteilungsamt in Valkenburg
  5. Im Einwohnermeldeamt in Valkenburg arbeitete ein gewisser Hein Cremers. Er half Guus Laeven und dem Knokploeg Zuid-Limburg dabei, am 31. August 1944 das gesamte Register des Einwohnermeldeamtes Valkenburg verschwinden zu lassen, um zu verhindern, dass alle männlichen Einwohner zwischen 16 und 60 Jahren zum Ausheben von Schützengräben eingesetzt würden. War Hein auch ein Familienmitglied?

Jetty Cremers, die jüngste Tochter von Jean, studierte während der Besatzung in Nimwegen und war nicht an der Widerstandsarbeit ihrer Schwestern beteiligt. Als Nimwegen 1944 von den Alliierten, die eigentlich den Rangierbahnhof treffen wollten, schwer bombardiert wurde, ging sie spontan ins Krankenhaus, um dort zu helfen. Lesen Sie ihren Bericht Bombardierung von Nimwegen, 1944.
Solche Widerstandsfamilien entstanden gleich zu Beginn der Besatzung. Menschen, die sich untereinander durch und durch kannten. Flüchtlingen oder Untergetauchten zu helfen, war natürlich auch Widerstand, auch wenn diese Menschen in der Regel nicht selbst bewaffnete Überfälle begangen haben. Aber allein schon dadurch, dass sie aktiv wurden, haben sie ihren Hals riskiert.